Im Gespräch mit Damaris Schulz, Familienberaterin und Mutter von drei Töchtern, reden wir über häufige Konfliktsituationen im Alltag mit Kindern, erfahren, was Schimpfen und Strafen bei unseren Kindern anrichtet und erhalten wertvolle Hinweise, was wir stattdessen tun können.
Gelassenheit bei Gefühlsausbrüchen, eine vertrauensvolle Beziehung zu ihrem Kind und ganz viel Leben, Liebe und Lachen – das wünschen sich wohl alle Eltern!
Doch in der Praxis sieht es leider oft anders aus. Da fühlen wir uns von unserem größten Geschenk vollkommen überfordert und sind überzeugt davon, schlechte Eltern zu sein, weil unser Kind einfach nicht tut, was wir sagen oder ständig wütend ist und uns furchtbare Dinge an den Kopf wirft. Wie soll man da nicht verzweifeln – oder selber anfangen zu brüllen? Und wenn nicht brüllen, was dann?
Dass wir von schreien, strafen, schimpfen und drohen nichts halten, haben wir bereits beschrieben. Nun haben wir auch noch mit der Expertin Damaris Schulz über dieses Thema gesprochen.
Sie ist komplett unserer Meinung und bietet dazu ein augenöffnendes Programm an, das schon hunderten Familien zu einem entspannteren und liebevollen Miteinander verholfen hat. In ihren kostenlosen Workshops für mehr Verbundenheit könnt ihr sie und ihre Arbeit näher kennen lernen.
Im Interview gibt uns Damaris einen ersten Einblick in ihre Erfahrung und ihr Know-how für ein friedvolles Miteinander von Groß und Klein.
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Welche Situationen führen am häufigsten zu Konflikten zwischen Eltern und Kind?
Vor allem abends, wenn alle müde und obendrauf noch hungrig sind, passiert es ganz schnell, dass Eltern zu drohen beginnen: „Wenn du jetzt nicht endlich den Pyjama anziehst, dann gibt es keine Gute-Nacht-Geschichte mehr!“
Und genau dieser erhobene Zeigefinger, dieser Nachdruck der Eltern rollt den Teppich aus für hässliche Konflikte, bei denen es am Ende nur Verlierer geben kann.
Derartige Beispiele gibt es Unmengen, letztendlich sind die Konfliktsituationen sehr unterschiedlich. Schlafen gehen, Windeln wechseln, Zähne putzen, anziehen, aufräumen, Medienzeit und Hausaufgaben sind ein paar Hauptverdächtige. Aber auch gemeinsame Mahlzeiten führen oft zu Konflikten, was ich immer sehr schade finde, weil gerade das gemeinsame Essen auch das Potenzial hat, ein Höhepunkt des Tages zu sein.
Was alle diese Konflikte gemeinsam haben ist, dass die Erwachsenen sich überfordert fühlen und aus diesem Gefühl von Ohnmacht, Gereiztheit und Verzweiflung heraus anfangen, gegen das Kind anstatt mit dem Kind zu arbeiten.
Was möchten wir erreichen, wenn wir schimpfen und drohen?
Dass das Kind endlich etwas lernt! Die meisten Eltern drohen und schimpfen nicht aus Überzeugung, sondern dann, wenn sie mit ihren Nerven am Ende sind und sich anders nicht mehr zu helfen wissen.
Das Problem dabei ist, dass es sich noch nie bewährt hat, etwas in ein Kind hinein zu prügeln. Das fühlt sich nicht nur für das Kind, sondern auch für die Eltern schlecht an. Eltern spüren meist ganz intuitiv, dass Drohungen nicht zielführend sind.
Wir wissen alle aus eigener Erfahrung, dass nachhaltiges Lernen in einem entspannten und sicheren Raum stattfindet. Ein Kind, dass unter Stress steht (weil es zum Beispiel gerade angeschrien wird), KANN daraus gar nichts lernen.
In den meisten Fällen haben Eltern ein furchtbar schlechtes Gewissen, wenn sie zu laut geworden sind oder fiese Drohungen ausgesprochen haben. Aber wenn die Alternativen fehlen, klammern Menschen sich in ihrer Verzweiflung an jeden Strohhalm – und es entsteht schnell ein Teufelskreis. Denn Druck erzeugt Gegendruck. Und mehr Druck erzeugt noch mehr Gegendruck.
So schnell passiert es, dass Eltern absurde Dinge sagen wie: „Ich habs dir doch schon tausend Mal gesagt, warum versorgst du die Schuhe nicht ordentlich auf dem Regal?!“ Das ist – streng genommen – per Definition Wahnsinn. Spätestens, wenn drei Mal erinnern nichts gebracht hat, bringt wohl auch das vierte Mal nichts.
Hier ist es nicht in erster Linie an den Kindern, etwas zu lernen, sondern die Eltern dürfen lernen, andere Dinge zu tun – und dann lernen die Kinder ihren Teil ganz automatisch.
Was passiert bei unserem Kind in Wahrheit, wenn wir schimpfen und drohen?
Was lernen wir Menschen, wenn uns jemand das wegnimmt, was uns am allerwichtigsten ist?
Wir lernen zu misstrauen, lernen, dass wir selbst für uns sorgen müssen und dass andere Menschen gegen uns sind. Wenn wir diese Abweisung plötzlich bei einer Person spüren, die wir lieben und bei wir glauben, dass sie uns ebenso liebt, tut dies doppelt weh!
Kinder sind da nicht anders. Die kleine Anna liebt lange und gemütliche Gute-Nacht-Geschichten, weil sie sich dann ganz besonders geborgen fühlt in Mamas Arm und gut einschlafen kann. Wenn Annas Mama ihr genau das wegnimmt, die geliebte Auftankzeit am Abend, nah an Mamas Herz, dann lernt Anna, dass sie im entscheidenden Moment im Stich gelassen wird.
„Mama ist gegen mich. Ich kann mich nicht auf sie verlassen.“
In diesen Momenten wird unbeabsichtigt aus einem Miteinander ein Gegeneinander. Wenn das zu häufig vorkommt, können die Folgen für die Kind-Eltern-Beziehung verheerend sein.
Warum „funktioniert“ Schimpfen und Drohen nicht?
Drohen „funktioniert“ insofern, dass das Kind womöglich im konkreten Moment aus Angst das tut, was die Eltern von ihm erwarten. Kinder tun alles, um uns zu gefallen.
Längerfristig machen wir so aber das Vertrauen unserer Kinder kaputt und genau das brauchen wir so dringend, um gut für unsere Kinder sorgen zu können und um ihnen Werte mitzugeben.
Menschen hören auf die Menschen, zu denen sie Vertrauen haben. Bei den Kindern ist das nicht anders. Sie lernen am besten von Menschen, an die sie vertrauensvoll gebunden sind. Und um nochmal auf die Drohungen zurückzukommen: Spätestens im Teenager-Alter reicht das Streichen der Gute-Nacht-Geschichte nicht mehr. Was drohen wir dann an, wegzunehmen? Taschengeld? Den Autoschlüssel? Es hört niemals auf und es wird so sicherlich nicht besser!
Was sollten wir stattdessen tun?
Das Vertrauen unserer Kinder gewinnen, indem wir auf der Seite unserer Kinder bleiben und sie spüren und erleben lassen, dass wir für sie und nicht gegen sie sind.
Kinder sind drauf angewiesen, dass sie uns Erwachsene im Alltag immer wieder als fürsorgliche Leitwölfe erleben, so dass sie tief in ihrem Herzen das Vertrauen entwickeln: „Auf Mama kann ich mich verlassen. Papa weiss, was ich brauche, und er hilft mir immer.“
Wie kann dein Programm „Kleine Abenteurer liebevoll begleiten“ dabei helfen?
Kinder sind keine kleinen Erwachsenen, auch wenn wir unbewusst oft davon ausgehen. Kinder funktionieren in mancher Hinsicht ganz anders, was absolut in Ordnung ist – vorausgesetzt, wir verstehen sie in ihrer Andersartigkeit.
Im Programm „Kleine Abenteurer liebevoll begleiten“ entschlüsseln wir die Besonderheiten von Kindern, weil die Erfahrung zeigt, dass es Eltern ungemein entspannt, wenn sie verstehen, warum ihr Kind manchmal so anders als erwartet reagiert.
Im Programm geht es während 5 Wochen darum, wie wir als Eltern und Pädagog:innen zu verlässlichen Leitwölfen werden und auch dann auf der Seite der Kinder bleiben, wenn sie sich schwierig verhalten.
Zum Beispiel erfahren Eltern in diesen 5 Wochen ganz praxisnah:
- wie sie ihrem Kind bei Aggression schützend zur Seite stehen
- wie sie Übergänge kindgerecht gestalten
- wie sie „Trotz“ und Widerstand vermeiden
- wie sie bei Geschwisterstreit zu beiden Kindern die Verbindung bewahren
Wir sind der tiefen Überzeugung, dass die kurze Zeit, die wir mit unseren Kindern haben, viel zu schade ist, um sie mit täglichen Machtkämpfen und danach einem schlechten Gewissen zu verbringen, nicht nur für die Kinder, sondern auch für die Eltern.
Über Damaris Schulz
Damaris Schulz weiß als dreifache Mama aus eigener Erfahrung, wie schnell man in stressigen Momenten beim Drohen und Schimpfen landet – und wie groß das schlechte Gewissen danach ist.
Damaris ist Pädagogin, Kursleiterin und Elternberaterin. Zusammen mit ihrem Team unterstützt sie Eltern, die ihr Kind noch besser verstehen und mit dem Herzen sehen wollen.
Mit ihrer Arbeit schließt sie die Lücke von unzähligen Elternratgebern zur ganz konkreten Umsetzung im Alltag.
Durch ihre ansteckende Energie und Leidenschaft, über Kinder zu sprechen, hat sie mit ihrem Programm “Kleine Abenteurer liebevoll begleiten – weniger schimpfen, mehr staunen!“ und der daraus gewachsenen „Löwenmama und Papahelden Community“ bereits hunderten Familien geholfen, ein harmonisches Miteinander zu leben.