Checkliste zur Unfallvermeidung – So macht ihr eure Wohnung kindersicher
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Checkliste zur Unfallvermeidung – So macht ihr eure Wohnung kindersicher

Eine kinder- und babysichere Wohnung ist ein Muss für alle Eltern – und das schon ab den ersten Monaten! Denn in Europa stellen Unfälle im Haushalt bei Kindern ab 1 Jahr die häufigste Ursache für Krankenhausaufenthalt oder sogar Tod dar.

Laut der deutschen Bundesarbeitsgemeinschaft „Mehr Sicherheit für Kinder“ e.V. passieren rund zwei Drittel aller Unfälle von Kindern zwischen 1 und 5 Jahren im eigenen Haushalt. Der Grat zwischen größtmöglicher Sicherheit und Freiheit zur Entwicklung ist schmal, in den meisten Fällen ist natürlich der Schutz der Kinder wichtiger, als sie ihr unbändiger Entdeckerdrang. Denn das Bewusstsein für gefährliche Situationen entwickeln Kinder erst ab etwa 4 Jahren. 

Wann Wohnung kindersicher machen?

Die beste Antwort auf diese Frage ist: Immer! Idealerweise schon, wenn der Nachwuchs noch im Bauch weilt. Dann ist noch genügend Zeit, diverse Schutzmaßnahmen zu beachten – in manchen Fällen schon bei der Einrichtung! Mit zunehmendem Alter und Entdeckungsdrang, also spätestens wenn euer Kind zu robben oder krabbeln beginnt, sind aber natürlich zusätzliche Sicherheitsmaßnahmen erforderlich. 

Kindersichere Wohnung bei Neugeborenen

Es liegt in der Natur der Eltern überall Gefahren für ihren Nachwuchs zu sehen und das ist zu einem gewissen Grad auch gut so. An viele Dinge denkt man einfach nicht oder erst dann, wenn es bereits zu spät ist. Andererseits sind manche Ängste unbegründet, zum Beispiel, dass man sich im Schlaf auf das Baby legen könnte. 

Für die Unfallvermeidung bei Neugeborenen sind folgende Maßnahmen am wichtigsten:

  • Babys auf dem Wickeltisch niemals den Rücken kehren, oft schaffen sie es genau im falschen Moment, sich das erste Mal umzudrehen. Noch besser: Immer am Boden wickeln und anziehen. 
  • Heiße Flüssigkeiten (Kaffeetasse, Wasserkocher, Nudeltopf, etc.) stets außer Reichweite des Babys lassen, niemals beides gemeinsam tragen, denn nur eine einzige Tasse heißer Tee verbrüht bereits 30% ihrer Haut.
  • Babys, die alleine in ihrem Zimmer im Babybett schlafen, keine Decke (besser: Schlafsack*) oder Kuscheltiere ins Bettchen legen. 

Kindersichere Wohnung für Kinder ab 6 Monaten

Spätestens wenn euer Sprössling mobil wird, ist Schluss mit lustig. Dann müssen Steckdosen gesichert, Putzmittel versteckt und Stiegen versperrt werden. Mit zunehmender Mobilität beginnen Kinder zu krabbeln, zu laufen, auf Möbel zu klettern und alles, was sie finden in den Mund zu stecken. Laufanfängern wird das Stolpern über den Teppich in Verbindung mit der scharfen Tischkante schnell zum Verhängnis. Die Sicherheitsmaßnahmen müssen also ständig verschärft werden

Oft reicht ein kleiner Moment der Unachtsamkeit, damit das Schlimmste geschehen kann. Und schließlich müssen auch Eltern mal auf die Toilette oder sind beim Kochen, Telefonieren, etc. kurz abgelenkt. Immer und ständig achtgeben, dass nichts passiert, ist ein absolutes Ding der Unmöglichkeit! 

Wie lange sollte die Wohnung kindersicher sein?

Viele Eltern machen die Kindersicherheit zuhause vom Verhalten des Kindes abhängig, was auch grundsätzlich sinnvoll ist. Statistiken zufolge passieren die meisten Unfälle von Kindern im Alter zwischen 4 und 7 Jahren. Genau in diesem Alter verlassen sich Eltern allerdings oft schon auf die Vernunft ihrer Sprösslinge und sind dann furchtbar überrascht, dass sie doch mit den Streichhölzern gespielt, doch die Stricknadel in die Steckdose gesteckt oder doch den grünen Saft an der Spüle getrunken haben – obwohl sie genau wissen, dass sie das NICHT dürfen. 

Leider kann man wirklich nie wissen, was Kindern in unbeobachteten Momenten so alles einfällt. Und deshalb ist Vorsicht IMMER besser als Nachsicht. Um ganz sicher zu gehen, sollten gewisse Schutzmaßnahmen daher mindestens bis zum Volksschulalter, idealerweise noch ein paar Jahre länger, aufrecht erhalten werden. 

Wohnung kindersicher machen – so geht’s

Begebt euch am besten in die Perspektive eurer Babys: auf alle viere! Was entdeckt ihr? Jede Menge Steckdosen, vielleicht lose hängende Kabel zum Anziehen, Kastentüren zum Aufmachen und Zuknallen, Zimmerpflanzen zum Kosten oder Stiegen zum Runterpurzeln. 

Die Wohnung kindersicher zu machen, bedeutet übrigens auch, die Einrichtung vor dem Kind zu schützen. Alles, was kaputt gehen kann, nicht angemalt werden soll oder sonstwie nicht zum Spielen geeignet ist, sollte aus der Reichweite des Kindes entfernt werden. Dauernde Verbote „Geh da nicht hin, mach das nicht, lass das los“ frustriert die Kinder und stresst die Eltern. Der fehlende Bewegungsspielraum hemmt die Kids außerdem in ihrer Entwicklung.

Steckdosensicherung und Kantenschutz

Steckdosen, Ecken und Kanten gibt es meistens im gesamten Haus – und sehr häufig genau auf Augenhöhe eines krabbelnden Babys. Kindersicherungen in Steckdosen* und Kantenschutz an Tischen und Kästen ist daher unbedingt notwendig. Kantenschutz* gibt es zu kaufen, kann aber aus Styropor und Klebeband auch ganz einfach selbst hergestellt werden. Noch besser, falls vor der Geburt des Babys ein Umzug mit neuer Einrichtung ansteht: gleich weiter denken und Möbel mit abgerundeten Ecken kaufen! 

Treppen mit Gitter sichern

Das gute alte Treppengitter* hat nach wie vor Saison. Ein absolutes Must have für jedes Kind, das auf mehr als einer Ebene wohnt! Solange bis es sicher Stiegen steigen kann. Meine Schwägerin ließ das Treppengitter sogar mehrere Jahre bestehen, da sie fürchtete, ihre wilden Burschen könnten beim Raufen über die Stiege stürzen. 

Tipp: Die praktischen Treppengitter leisten auch an der Balkontüre oder vor dem Kamin gute Dienste als Kindersicherung! 

Klemmschutz bei Laden und Türen

Schubladen und Kastentüren sind ein wunderbares Spielzeug für die Kleinen, doch flugs, sind die Fingerchen eingezwickt. Ein Klemmschutz* beugt diesem Problem vor. Kindersicherungen mit speziellen Hebeln* oder unsichtbare Schubladensicherungen mit Magneten* beugen schützen auch den eventuell gefährlichen Inhalt, wie Putzmittel, Waschpulver, Messer, Werkzeug, etc. 

Tipp: Wenn in der Küche alle Laden versperrt sind, ist das für das Kind ziemlich frustrierend. Es möchte doch so gerne beim Kochen helfen! Am besten eine Lade mit geeignetem „Spielzeug“ (Tupperware, Sieb, Töpfe, Löffel, etc.) unversperrt und das Kind nach Herzenslust herum räumen lassen. 

Hitzeschutz bei Herd und Backofen

Ein Kind soll auf keinen Fall die Möglichkeit haben, sein Puppengeschirr auf dem echten Herd auszuprobieren! Moderne Elektroherde haben meist schon eine eigene Kindersicherung eingebaut oder lassen sich schon von vorne herein nicht per einfachem Knopfdruck einschalten. Das Glas von Backofentüren wird nicht mehr so heiß wie früher und offenes Feuer ist in den meisten Haushalten ebenfalls nicht mehr vorhanden (wenn doch, unbedingt den Kamin mit einem Gitter* schützen!). 

Herdgitter* und Türsperre beim Backofen* verhindern, dass die Kinder den Griff heißer Töpfe erwischen, den Backofen öffnen oder direkt in die Hitze greifen. Wer mit dem Kleinkind am Arm kocht (bei mir war das praktisch Dauerzustand), unbedingt stets darauf achten, wo die kleinen Ärmchen hinwandern. Das erste Wort unseres Großen war nicht umsonst: Heiß!

Tipp: Ich bin so dankbar für die Erfindung der LED-Teelichter*! Meine Kinder lieben sie, sie können sie selbstständig ein- und ausschalten, sie flackern lustig und sie sind in Laternen und sogar der Decken-Höhle absolut ungefährlich! 

Putzmittel, Kosmetika und Medikamente wegsperren

Putzmittel, Duschgel, Shampoo, Nagellack oder Tabletten sind meist bunt oder interessant verpackt und üben eine unwiderstehliche Anziehungskraft auf Kinder aus. Sie gehören ausnahmslos nicht in deren Reichweite und werden am besten hoch genug oder in einem verschließbaren Schrank* aufbewahrt. 

Kästen und Regale an der Wand befestigen

Mit nicht mal zwei Jahren fing unsere Tochter an, auf Möbel zu klettern. Immer und überall. Gerade wenn etwas Interessantes außerhalb ihrer Reichweite war, wurde sie mit einem hingeschobenen Stuhl ganz schnell kreativ. Da konnte ich noch so oft sagen: „Runter von den Möbeln, wenn ihr klettern wollt, geht aufs Klettergerüst!“, es hat nichts genutzt! 

Demnach sind alle Kästen und Regale fix mit der Wand verschraubt und können keinesfalls kippen*. Am Treppengeländer turnen sie natürlich immer noch… wenn wiederholtes Mahnen nicht hilft, bleibt nur Beten.  

Zimmerpflanzen eliminieren 

Auch wenn sie nicht giftig sind, haben Zimmerpflanzen in einem kindersicheren Haushalt nichts verloren. Blätter und Blüten sollten ebenso wenig gekostet werden wie die Erde und so ein Blumentopf ist schnell umgeworfen und zerbrochen. Die Kugeln von Hydrokultur zählen zu den verschluckbaren Kleinteilen, die für Kinder unter 3 Jahren nicht geeignet sind!

Fenster und Balkontüren abschließen

Immer wieder liest man in den Medien von den unsagbar tragischen Fensterstürzen kleiner Kinder. Jedes Mal frage ich mich, wie das nur passieren kann! Und dann blieb mir selbst das Herz stehen, als unsere 2jährige im 1. Stock das Fenster öffnete, um dem Mädchen im Nachbar-Garten Hallo zu sagen. Ich war noch nie in einem derartigen Höllentempo vom Wohnzimmer in der Küche und es ist Gott sei Dank nichts passiert! 

Lange Rede kurzer Sinn: Die Griffe von Fenstern und Balkontüren müssen unbedingt verschließbar sein* (und der Schlüssel versteckt). Wir gingen noch einen Schritt weiter und befestigten Gitter vor den Kinderzimmer-Fenstern. Das hat zwar ein bisschen Gefängnis, aber seitdem können wir im Sommer beruhigt das Fenster über Nacht geöffnet lassen. 

Gefährliche Kabel und Schnüre entfernen

Baumelnde Kabel von schweren Elektrogeräten verführen Kinder, daran zu ziehen und das Gerät womöglich vom Regal zu reißen. Ebenso ein mit Gurt gesichertes Kind niemals alleine im Hochstuhl sitzen lassen. Ist der Gurt zu locker, kann es aufstehen, abstürzen und sich im schlimmsten Fall strangulieren. 

Herunterhängende Zugseile sind bei modernen Vorhängen und Rollläden kein Thema mehr, denn seit 2014 sind die Hersteller durch die EU-Norm der Kindersicherheit verpflichtet, bei innen liegenden Schnüren eine Kindersicherung anzubringen. Bei allen älteren Modellen unbedingt herunterhängende Schnüre außer Reichweite von Kindern bringen, denn auch hier sind bereits tödliche Unfälle passiert.

Sonstige Tipps zur kindersicheren Wohnung

  • Auf Tischdecken verzichten – der Tisch ist sowas von schnell abgeräumt mit allem, was darauf steht (Geschirr, heiße Flüssigkeiten, Kerzen, etc.)
  • Teppiche mit Anti-Rutsch-Matten* sichern oder ganz auf sie verzichten, sie werden schnell zur Rutsch- oder Stolperfalle. Auch eine rutschfeste Matte in der Badewanne* ist empfehlenswert. 
  • Schlüssel an den Zimmertüren entfernen bzw. durch Schlösser ersetzen, die auch von außen zu öffnen sind
  • Keinen Wickeltisch verwenden, sondern auf einer Decke am Boden wickeln und anziehen 
  • Fall-Schutzgitter* beim Baby- und Elternbett anbringen
  • Alles, was klein oder gefährlich ist, sicher verstauen: Besteck, Schere, spitze Gegenstände, Batterien, Pinwand-Nadeln, Münzen, Feuerzeug, Streichhölzer, Plastiktüten, etc. 

Achtung! Diese Tipps sind quasi die Basis für eine kindersicher Wohnung und stellen keinesfalls den Anspruch auf Vollständigkeit. Welche Schutzmaßnahmen darüber hinaus ergriffen werden müssen, um Kinderunfälle zu vermeiden, hängt vom jeweiligen Entdeckerdrang eures Kindes ab. 

Unfälle zuhause vermeiden: Selbstständigkeit und Selbsteinschätzung fördern

Ein weiterer wichtiger Punkt zur Prävention von Kinderunfällen, ist das eigene Sicherheitsverständnis unserer Kinder zu fördern. Wir haben darauf geachtet, unseren Kindern möglichst früh beizubringen, über Stiegen zu steigen, Schubladen richtig zu schließen und gefahrlos mit der Schere zu schneiden. 

Wollten sie irgendwo hinauf klettern oder herunter springen, fragten wir sie von Anfang an, ob sie glauben, dass sie das können. Sie konnten immer selbst richtig entscheiden, ob sie es lieber bleiben ließen, unsere Hand brauchten oder es alleine riskierten. Dies ist natürlich keine Garantie für absolute Sicherheit, trägt aber noch einen zusätzlichen Teil dazu bei, um das Risiko von Kinderunfällen im Haushalt zu minimieren. 

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Bibi F.
Bibi F.
Früher waren es Kundenprojekte - nun begleite ich das tägliche Chaos mit zwei Kindern zwischen Kampfansagen und Kuschelattacken. Vom klassischen Erziehungs-Gedanken habe ich mich längst verabschiedet. Als Berufs-Bloggerin schreibe ich mir im gnadenlos ehrlichen Familienblog Erfahrungen, Einfälle und Emotionen von der Seele.

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