Selbstvertrauen von Kindern stärken: Tipps von der Expertin Birgit Gattringer
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Selbstvertrauen von Kindern stärken: Tipps von der Expertin Birgit Gattringer

Im Gespräch mit Birgit Gattringer von StarkeKids, Expertin für die Förderung von Selbstvertrauen bei Kindern: Woran erkenne ich, dass mein Kind ein gutes Selbstvertrauen hat und wie kann ich das Selbstvertrauen meines Kindes noch weiter stärken?

Alle Eltern wünschen sich, dass Ihr Kind Vertrauen in sich selbst entwickelt und selbstbewusst durchs Leben geht. Denn Selbstvertrauen ist entscheidend für die persönliche und soziale Entwicklung von Kindern. Es beeinflusst ihre soziale Interaktion, Risikobereitschaft, Leistungsbereitschaft und emotionale Widerstandsfähigkeit.

Das Allerwichtigste, um das Selbsvertrauen unserer Kinder zu stärken, ist unsere bedingungslose Liebe – eines der wichtigsten Dinge, die Kinder von ihren Eltern brauchen. Darüberhinaus gibt es aber noch viele Möglichkeiten, unsere Kinder bestmöglich zu unterstützen, damit sie zu selbstbewussten, starken und selbstständigen Erwachsenen reifen.

Definition: Selbstbewusstsein, Selbstvertrauen und Selbstwertgefühl

Was ist Selbstbewusstsein?

Selbstbewusste Personen wissen über sich selbst, ihre Gefühle, Bedürfnisse, Talente und (Ab)Neigungen bestens Bescheid und können danach handeln und diese auch auf verständliche Weise nach außen kommunizieren.

Was ist Selbstvertrauen?

Selbstbewusstsein ist die Basis für Selbstvertrauen. Wer sich seiner Gefühle, Fähigkeiten, Wünsche und Bedürfnisse bewusst ist und dementsprechend handelt, kann in sich selbst vertrauen und sich von den Signalen leiten lassen, die sein Körper bewusst (und unbewusst) sendet. Wer auf sein Bauchgefühl hören kann, tut selten etwas, was ihm nicht gut tut.

Was ist Selbstwertgefühl?

Das Selbstwertgefühl unserer Kinder ist stark von ihrer Umgebung abhängig. Wenn sie selbstbewusst und selbstvertrauend agieren, achten sie stets auf die Signale ihrer Umwelt. Ernte ich Lob und Anerkennung, wenn ich mich von meinen Gefühlen leiten lasse, oder reagieren meine Bezugspersonen kritisch und unzufrieden? Je nachdem welches Feedback überwiegt, ist das Selbstwertgefühl unserer Kinder mehr oder weniger stark ausgeprägt.

Nachdem diese Grundlagen geklärt sind, kommen wir zum Kern: Birgit Gattringer, Eltern-Coach und Gründerin der Initiative StarkeKids gab uns aus ihrer langjährigen Expertise und Erfahrung Antworten auf folgende Fragen:

Warum ist Selbstvertrauen für Kinder so wichtig?

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Grafik: Birgit Gattringer, www.starkekids.com

Studien zeigen, dass ein ausgeprägtes Selbstvertrauen starke positive Auswirkungen hat und Kindern ermöglicht, authentisch zu sein, gesunde Beziehungen aufzubauen und Konflikte konstruktiv zu lösen. Es fördert ihre Resilienz, Selbstakzeptanz und den Glauben an ihre eigenen Fähigkeiten. Es ist somit existenziell für das Aufwachsen und den Weg zur Selbstständigkeit in dieser schnelllebigen Leistungsgesellschaft.

Es ist nie zu spät, das Selbstvertrauen eines Kindes zu stärken, und bei Unsicherheit kann professionelle Unterstützung hilfreich sein. Indem wir gezielt auf die Bedürfnisse unserer Kinder eingehen, sie ermutigen und bestärken, legen wir den Grundstein für ihr Wohlbefinden und ihre persönliche Entwicklung.

Was können Anzeichen für mangelndes Selbstvertrauen bei Kindern sein?

Es gibt eine große Vielfalt an Hinweisen, die auf ein schwach ausgeprägtes Selbstvertrauen hindeuten können. Zu den häufigsten Erkennungsmerkmalen gehören:

  • Zurückhaltendes Verhalten: Kinder mit geringem Selbstvertrauen neigen dazu, sich zurückzuziehen und unsicher zu wirken. Sie halten sich oft im Hintergrund und nehmen nur wenig aktiv am Geschehen teil.
  • Negative Selbstwahrnehmung: Kinder mit mangelndem Selbstvertrauen haben oft ein negatives Bild von sich selbst. Sie zweifeln an ihren Fähigkeiten und haben wenig Vertrauen in ihre eigenen Stärken.
  • Vermeidung von Herausforderungen: Kinder mit geringem Selbstvertrauen scheuen oft neue oder schwierige Aufgaben. Sie fürchten Misserfolg und vermeiden daher Situationen, in denen sie sich unsicher fühlen oder gar versagen könnten.
  • Angst vor Kritik: Kinder mit wenig Selbstvertrauen haben oft Angst vor Kritik und reagieren empfindlich darauf. Sie nehmen negative Rückmeldungen persönlich und interpretieren sie als Bestätigung ihrer eigenen Unzulänglichkeit.

Was können die Ursachen für fehlendes oder mangelhaftes Selbstvertrauen bei Kindern sein?

Die Ursachen für mangelndes Selbstvertrauen bei Kindern können ebenso breitgefächert sein. Darauf möchte ich noch hinweisen und hier mögliche Faktoren aufzeigen:

  • Negative Erfahrungen: Wiederholte negative Erfahrungen, sei es in der Schule, im sozialen Umfeld oder in der Familie, können das Selbstvertrauen eures Kindes beeinträchtigen. Kritik, häufiges Schimpfen, Ablehnung oder Mobbing können dazu führen, dass es immer mehr an sich selbst zweifelt.
  • Überforderung oder Unterforderung: Wenn euer Kind regelmäßig mit Aufgaben konfrontiert wird, die entweder über seinem aktuellen Leistungsstand liegen oder zu einfach sind, kann dies zu einem Verlust des Selbstvertrauens führen. Es fühlt sich entweder überfordert und unsicher oder unterfordert und unterbewertet.
  • Mangelnde elterliche Unterstützung: Als Eltern spielt ihr eine entscheidende Rolle bei der Entwicklung des Selbstvertrauens eures Kindes. Wenn ihr eurem Kind nicht genügend Aufmerksamkeit, bedingungslose Liebe, Unterstützung und positive Bestärkung schenkst, kann dies zu einem geringen Selbstvertrauen führen.

Welche Auswirkungen kann fehlendes Selbstvertrauen auf den Alltag haben?

Auch hier gibt es zahlreiche mögliche Ausprägungen, die zum Teil sehr eng mit den möglichen Anzeichen zusammenhängen. Diese äußern sich im Lauf der Zeit immer stärker. Zu den wahrscheinlichsten Auswirkungen gehören demnach:

  • Eingeschränkte soziale Interaktion: Kinder mit geringem Selbstvertrauen können Schwierigkeiten haben, neue Freundschaften zu knüpfen oder sich in Gruppen einzubringen. Sie fühlen sich unsicher und haben Angst vor Zurückweisung. Dadurch können sie soziale Aktivitäten meiden oder sich isolieren.
  • Geringe Risikobereitschaft: Kinder mit mangelndem Selbstvertrauen neigen dazu, Risiken zu vermeiden. Sie sind ängstlich, neue Dinge auszuprobieren oder sich auf unbekannte Situationen einzulassen. Dadurch können sie viele Chancen verpassen, neue Erfahrungen zu sammeln und sich weiterzuentwickeln.
  • Geringe Leistungsbereitschaft: Kinder mit wenig Selbstvertrauen haben oft wenig Vertrauen in ihre Fähigkeiten. Sie zweifeln daran, dass sie Aufgaben erfolgreich bewältigen können, und haben daher wenig Motivation, sich anzustrengen. Dies kann zu einer geringen Leistungsbereitschaft und einem verminderten Interesse an schulischen oder außerschulischen Aktivitäten führen.
  • Negative Gedanken und Selbstzweifel: Kinder mit geringem Selbstvertrauen neigen dazu, negative Gedanken über sich selbst zu haben und an ihren Fähigkeiten zu zweifeln. Sie werten sich selbst ab und vergleichen sich ständig mit anderen. Dadurch wird ihr Selbstwertgefühl weiter geschwächt und es entsteht ein Teufelskreis negativer Selbstwahrnehmung.
  • Emotionale Belastung: Ein mangelndes Selbstvertrauen kann zu emotionaler Belastung führen. Dies kann sich auf ihre Stimmung, ihre Motivation und ihr allgemeines Wohlbefinden auswirken.

Aber geratet jetzt bitte nicht in Panik….

Was sollte man daher tun und lassen, um das Selbstvertrauen seines Kindes zu stärken?

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Grafik: Birgit Gattringer, www.starkekids.com

Um das Selbstvertrauen eures Kindes zu stärken, gibt es verschiedene Praxistipps, die ihr im Alltag leicht umsetzen könnt. Es hilft dabei, präventiv vorzubeugen oder auch das Selbstvertrauen stetig zu stärken – gemeinsam mit eurem Kind. Hier sind drei Vorschläge, die sich gut bewährt haben.

Ermutigung und positive Bestärkung

Regelmäßiges positives Feedback und Anerkennung von Stärken und Erfolgen sind wichtige Werkzeuge, um das Selbstvertrauen eures Kindes zu stärken. Fokussiert euch dabei bewusst auf seine Fortschritte und anerkennende Worte. Anstatt hauptsächlich auf Fehler oder Schwächen einzugehen, betont, was es bereits gut gemacht hat.

Durch den Fokus auf seine Stärken gebt ihr eurem Kind zu verstehen, dass ihr an seine Fähigkeiten glaubt und dass ihr stolz auf seine Bemühungen seid. Seid spezifisch in eurer Anerkennung, indem ihr beispielsweise sagt: „Ich bin beeindruckt von deiner Kreativität bei der Gestaltung dieses Kunstwerks“, oder: „Du hast wirklich hart gearbeitet und deine Mathematikaufgaben heute sehr gut gelöst“. Solche positiven Rückmeldungen tragen dazu bei, das Selbstvertrauen eures Kindes zu stärken und es dazu zu ermutigen, sein Bestes zu geben.

Förderung von Selbstständigkeit und Verantwortung

Die Förderung von Selbstständigkeit und Verantwortung ermöglicht es eurem Kind, seine eigenen Entscheidungen zu treffen und Verantwortung für sein Handeln zu übernehmen. Durch eigenständiges Bewältigen von Aufgaben und Erfahrungen kann es Selbstvertrauen aufbauen. Gebt ihm regelmäßig die Möglichkeit, Entscheidungen zu treffen, sei es bei der Auswahl seiner Kleidung, der Planung von Freizeitaktivitäten oder der Aufgabenverteilung im Haushalt.

Unterstützt es dabei, Herausforderungen anzunehmen und zu meistern, indem ihr ihm realistische Ziele setzt, die es erreichen kann. Wenn es beispielsweise ein neues Hobby ausprobieren möchte, ermutigt es dazu und unterstützt es bei den ersten Schritten.

Lasst euer Kind aber auch selbst Fehler machen und daraus lernen, anstatt alle Hindernisse aus dem Weg zu räumen und es vor möglichen Misserfolgen zu bewahren. Indem ihr ihm zeigt, dass ihr Vertrauen in seine Fähigkeiten habt und ihm Raum zur Selbstständigkeit gebt, ermöglicht ihr eurem Kind, sein Selbstvertrauen aufzubauen und sich weiterzuentwickeln.

Stärkung der Selbstwahrnehmung und Selbstfürsorge

Eine starke Selbstwahrnehmung und Selbstfürsorge sind entscheidend für das Selbstvertrauen eures Kindes. Helft ihm dabei, sich selbst besser kennenzulernen, seine Bedürfnisse und Gefühle zu verstehen und angemessen damit umzugehen. Ermutigt es, über seine Emotionen zu sprechen und unterstützt es dabei, seine eigenen Grenzen zu erkennen und zu respektieren.

Zeigt ihm, wie wichtig es ist, auf sich selbst zu achten und sich selbst Gutes zu tun. Das kann bedeuten, dass es regelmäßige Ruhepausen einlegt, genug Schlaf bekommt, sich gesund ernährt und körperlich aktiv ist. Ermöglicht eurem Kind, seine Interessen und Leidenschaften zu entdecken und zu verfolgen. Indem ihr es ermutigt, sich selbst zu akzeptieren und zu lieben, helft ihr ihm dabei, ein gesundes Selbstwertgefühl zu entwickeln, wodurch auch das Selbstvertrauen eures Kindes wächst.

Wie kann dein Angebot helfen, das Selbstvertrauen unserer Kinder zu stärken?

Ich weiß, das klingt vielleicht alles leichter gesagt als getan. Bei Unsicherheiten im Umgang mit Kindern ist es absolut keine Schande, sich professionelle Unterstützung zu holen. Im Gegenteil, zeugt es ebenso von Stärke, sich selbst zu reflektieren und helfen zu lassen, denn es ist auch in der Begleitung von Kindern noch kein Meister vom Himmel gefallen.

Wenn Ihr euch angesprochen fühlt und euer Kind unterstützen möchtet, Selbstvertrauen zu fassen bzw. zu vertiefen, kann ich euch wärmstens mein kostenloses Online Seminar “Erziehen ohne Schimpfen” empfehlen. Es dauert ca. 60 Minuten. Wenn wir Eltern bewusst und friedvoll mit unseren Kindern kommunizieren lernen, können wir bereits so viel erreichen. Wir benötigen nur die richtigen Werkzeuge dafür – die ich euch mit diesem Kurs sehr gerne in die Hände lege. Ich freue mich auf euch!

Birgit Gattringer von StarkeKids

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Foto: Birgit Gattringer, www.starkekids.com

Mag. (FH) Birgit Gattringer ist familylab-Trainerin nach Jesper Juul, Dipl. Mentaltrainerin und Dipl. Kinder- und Jugendmentaltrainerin.

Sie ist selbst Mama von 2 Jungs und gibt ihr Wissen auf der Plattform www.starkekids.com weiter. Ihr Herzensthema ist es, ein harmonisches Umfeld für Kinder zu schaffen, in dem die Kinder selbstbewusst und stark fürs Leben heranwachsen können.

Mit Blog-Artikeln, E-Books, Audios und Videos gibt sie wertvolle Tipps für den Alltag, von der Einschlafmeditation bis zur Sofort-Übung für mehr Gelassenheit.

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Bibi F.
Bibi F.
Früher waren es Kundenprojekte - nun begleite ich das tägliche Chaos mit zwei Kindern zwischen Kampfansagen und Kuschelattacken. Vom klassischen Erziehungs-Gedanken habe ich mich längst verabschiedet. Als Berufs-Bloggerin schreibe ich mir im gnadenlos ehrlichen Familienblog Erfahrungen, Einfälle und Emotionen von der Seele.

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